2 Millionen .ch-Domainnamen – und keinen interessiert’s

Irgendwann im Mai 2016 wurde der zweimillionste .ch-Domainname registriert. Das entnehme ich zumindest den neusten Zahlen, die von SWITCH heute publiziert wurden. Nach diesen ist der Schweizer Domainnamenbestand im zweiten Quartal 2016 von 1’994’324 Ende März auf 2’005’411 Ende Juni angestiegen. Somit wurde Domainname Nr. 2’000’000 kurz vor Mitte Mai registriert.

Während die Registrierung des millionsten .ch-Domainnamens im Jahr 2007 noch gross gefeiert wurde – es gab sogar ein von SWITCH veranstaltetes Gewinnspiel – und im ganzen Land Zeitungsberichte dazu erschienen, war der zweimillionste Name SWITCH nicht mal eine Newsmeldung wert. Wieso?

Götterdämmerung

Nun, die Zeiten haben sich geändert. Damals boomten .ch-Domainnamen. Ihre Zahl nahm um rund 40’000 pro Quartal zu, seit ein gutes Jahr davor die einmalige EintragungsgebĂĽhr abgeschafft wurde. Heute beträgt der Zuwachs nicht mal mehr ein Drittel davon. Damals war SWITCH noch die unangefochtene Kompetenzstelle fĂĽr Domainnamen. Die Stiftung, ein Zusammenschluss der Schweizer Universitäten und Hochschulen, hatte das Internet in die Schweiz geholt, war Registry und (wenn ich mich richtig erinnere: einziger) Registrar in einer Person. SWITCH unterstand zwar auch damals schon dem Bundesamt fĂĽr Kommunikation, traf aber viele Entscheidungen selbst – was nicht selten zu Kritik seitens des BAKOM fĂĽhrte. Heute darf SWITCH nicht mal mehr selbst Domainnamen an Endkunden verkaufen, und auch ihre Rolle als Registerbetreiberin (Registry) ist infrage gestellt bzw. wurde per Sommer 2017 erstmals öffentlich ausgeschrieben. Es ist verständlich, dass sich angesichts dieser Beraubung ihrer Aufgaben bei SWITCH ErnĂĽchterung breitgemacht hat und die Motivation, Domainnamen zu feiern, auf Null gesunken sein muss.

Auch seitens des BAKOM kann die Top-Level-Domain .ch nicht mehr auf UnterstĂĽtzung hoffen. Dort haben alle nur noch Augen fĂĽr die neue .swiss-Domain-Endung.

Daneben ist auch das Interesse seitens der Bevölkerung auf einen neuen Tiefstand gesunken. Webseiten sind heute etwas Alltägliches geworden und haben Mühe, sich gegen die ständig wachsende Zahl von Social Media-Plattformen zu behaupten.

«Einsatzzug 14»

Und was ist aus dem millionsten .ch-Domainnamen geworden? – Es gibt ihn nicht mehr.

Aber immerhin einen «Nachfolger». Der millionste Domainname ez14.ch wurde damals von einem Wirtschaftsinformatik-Studenten für «seinen» Einsatzzug 14 der Feuerwehr Luzern registriert. Hier schaltete er Fotos von privaten Anlässen der Feuerwehrmänner auf. Durch die Neugliederung der Einsatzzüge wurden die Züge EZ12 und EZ14 zum neuen EZ2 zusammengeführt. Deshalb wurde der Domainname nicht mehr verlängert. Die neue Webseite www.ez2.ch befindet sich noch im Aufbau. Immerhin erinnert die Webseite des Einsatzzugs 24 noch an den damaligen Ruhm. Und ja: In Luzern hat jeder Feuerwehr-Einsatzzug seine eigene Webseite.

ez24.ch